Welche innovativen Strategien können dem Verfall vernachlässigter Industriestädte Armeniens entgegenwirken und eine nachhaltige städtische Revitalisierung fördern? In den kommenden drei Jahren werden armenische und österreichische Wissenschaftler*innen im Rahmen des APPEAR-Projektes „ReCity“ zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden und umzusetzen. Diese gemeinsame Vision des armenischen Forschungsteams des Fachbereichs Soziologie der Staatlichen Universität Jerewan (Armenien) und der Arbeitsgruppe Urban Studies der Universität Wien (Österreich) für die städtische Revitalisierung schafft die Basis für eine transformative Forschungsarbeit. Ziel ist es, die sozioökonomische Landschaft der früheren industriellen Kerngebiete Armeniens neu zu gestalten.
Das Kick-Off Treffen im Juni 2024 in Wien diente dazu, den Grundstein für die Zusammenarbeit zu legen. Neben einem näheren Kennenlernen der Teammitglieder lieferten gegenwärtige Beispiele für nachhaltige Stadtentwicklung in Wien wichtige Impulse für die thematische Einordnung. Es kam zu spannenden Diskussionen, die beiden Teams wertvolle Einblicke in die Erfahrungen der jeweils anderen Seite und in die aktuellen städtischen Gegebenheiten in ihren Ländern boten. Der Besuch in Atzgersdorf sowie der Biotope-City in Wien ermöglichte es, die vielfältigen Themen und Beispiele für eine nachhaltige Revitalisierung zu besprechen. Insbesondere bei Mobilität und Wohnen zeigten sich die Erfahrungsunterschiede zwischen dem armenischen Forschungsteam und der Urban Studies Arbeitsgruppe, wobei beispielweise über die Situation des öffentlichen Verkehrs in Jerewan diskutiert wurde. Dies unterstreicht auch die Bedeutung eines Besuchs des Wiener Projektteams in Armenien, um mehr über die spezifische Situation und den Hintergrund des Landes zu erfahren, da sich dies aus einer Entfernung von mehr als 2.000 km nur schwer erfassen lässt. Die Historie der sowjetischen Stadtplanung in Armenien bildet eine Grundlage, um zu verstehen, wie nachhaltige Transformationen in einem Kontext stattfinden können, der sich deutlich von mitteleuropäischen Beispielen unterscheidet. Dies wird Eingang in die ko-kreative Erstellung eines Curriculums für Stadtplanung an der Staatlichen Universität Jerewan finden. Der Anspruch wird sein, über einen wechselseitigen Wissensaustausch hinaus auch neue Praktiken in der Lehre und Ausbildung künftiger Generationen umzusetzen.
Text von Hannah Szirota and Johannes Richter, 2024.