Media Coverage


Wohnen in Wien. Hauptstadt des bezahlbaren Wohnens

Yvonne Franz
2017-03-28
Die Zeit
Expert Comment

Leben im Bezirk

Yvonne Franz
2017-01-16
Forschen und Entdecken
Public Engagement Activities

Studie zu Wiener Multikulti-Grätzeln: "Gschaftler braucht man einfach

Yvonne Franz , Josef Kohlbacher
2017-01-13
Public Engagement Activities

Rudolfsheim bliebt immer wild

Yvonne Franz
2016-11-21
Bezirkszeitung
Public Engagement Activities

Wohnen zwischen Hipster und Hausmeister

Yvonne Franz
2016-11-21
Standard
Research

Bei Leerständen in Wiener Erdgeschoßen wollen viele mitreden

Yvonne Franz
2016-11-16
Der Standard
Expert Comment

Zum Wohl des Grätzels Geschichten erfassen

Yvonne Franz
2016-11-04
Die Presse
Public Engagement Activities

Lokalna oblast govori drug jezik kot prebivalci

Yvonne Franz
2016-10-21
Delo Slovenia
Expert Comment

Shaking up the Grätzel. Vienna can be stuck in its ways. But a few entrepreneurs and activists try to do things differently

Yvonne Franz
2016-10-10
Magazin Metropol
Expert Comment

Wie die Stadt mit Gemüse in neue Stadtviertel lockt

Yvonne Franz
2016-09-15
Der Standard
Expert Comment

Urban Studies: Im Sommer die City erforschen

Yvonne Franz
2016-07-02
Die Presse
Public Engagement Activities

Unterschiedlichkeit ist Urbanität

Yvonne Franz
2016-04-19
uni:view
Research

In Europa stieg die Zuwanderung um ein Drittel

Heinz Faßmann
2016-01-28

Seit 2000 nimmt die Mobilität innerhalb Europas und nach Europa deutlich zu. Das könnte sich laut dem Migrationsexperten Heinz Fassmann positiv auswirken, würden die richtigen Personen ausgewählt werden.

Wien. Die aktuelle Fluchtwelle ist nur ein Teil des gesamten Phänomens: Weltweit wird die Bevölkerung beweglicher, Massenwanderung wird zum Normalzustand. Die Internationale Migrationsorganisation der Vereinten Nationen (IOM) hat für das Jahr 2015 global eine Zahl von 244Millionen Menschen errechnet, die entweder in ein anderes Land ausgewandert sind oder als Migranten erster Generation dort bereits eine Staatsbürgerschaft erworben haben. Europa ist von diesem Trend besonders stark betroffen. Der „Bestand an Migranten“, wie ihn die IOM auswertet, hat im Vorjahr 76 Millionen Menschen betragen und war damit höher als in allen anderen Kontinenten. Die USA kamen im Vergleich auf 46,6 Millionen, ganz Asien auf 75 Millionen.

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Zuwanderer in europäische Länder insgesamt um 35 Prozent gestiegen. Allerdings je nach Land in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Die Zahl ist in Nordeuropa und Südeuropa deutlich angewachsen, hingegen verzeichnet Osteuropa nach wie vor nur eine geringe Zuwanderung. Und auch in Frankreich wurde keine wesentliche Steigerung verzeichnet. Österreich hat in den vergangenen 15 Jahren einen besonders hohen Zuwachs erlebt. Der Bestand an Migranten ist von einer Million im Jahr 2000 auf mittlerweile 1,5 Millionen gestiegen. Dieses Plus von 50 Prozent liegt deutlich über dem EU-Schnitt. Wie aus Zahlen des Innenministeriums hervorgeht, kommt nach wie vor die größte Zuwanderungsgruppe mit 170.000 aus Deutschland. An zweiter Stelle liegen türkische Migranten mit rund 115.000 vor Serben mit 114.000 (Zahlen von Jänner 2015).

Der Trend hat laut dem Migrationsforscher Heinz Fassmann mehrere Ursachen. Zum einen steige mit dem Wirtschaftswachstum weltweit die Bereitschaft zur Wanderung. „Und zwar in etwa dem gleichen Ausmaß.“ In Europa kommt hinzu, dass die Binnenmarktregeln (Freizügigkeit) die Arbeitsmigration zwischen den EU-Mitgliedstaaten erleichtern. Gleichzeitig steigt laut Fassmann die Bildungsmigration. Immer mehr Studenten wechseln zu einem Ausbildungsplatz ins Ausland. Der dritte Faktor sind Fluchtwellen aus Kriegsgebieten, die derzeit einige europäische Staaten – darunter Österreich – deutlich stärker als andere unter Migrationsdruck setzen.

Zur Mitte des vergangenen Jahres lag der Anteil der Flüchtlinge laut IOM in Europa lediglich bei 1,9 Prozent der gesamten Migration. In Schweden mit 7,0 Prozent und Österreich mit 5,3 Prozent lag diese Zahl schon damals deutlich über diesem Schnitt, in der Slowakei (0,4%) oder Ungarn (0,6%) weit darunter. Nicht eingerechnet wurde das zweite Halbjahr 2015, in dem sich der Flüchtlingsstrom aus dem Süden noch deutlich verstärkt hat.

 

Volkswirtschaftlicher Effekt

Auch wenn es in der Bevölkerung starke Vorbehalte gegen die wachsende Zuwanderung gibt, ist das Phänomen aus volkswirtschaftlicher Sicht positiv zu bewerten. Zuwanderer bringen zusätzliche Produktions- und Kaufkraft ins Land. Allerdings kommt es laut Fassmann darauf an, ob auch tatsächlich jene Menschen aufgenommen werden, die auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden. Als Idealzustand sieht der Vizerektor der Universität Wien eine gezielte Auswahl der Migranten. Dies geschehe in Österreich bereits in kleinem Umfang über die Österreich-Card für besonders nachgefragte Berufsgruppen. Auch die Wanderung innerhalb des EU-Binnenmarkts funktioniert laut dem Migrationsexperten gut, da sie sich an Angebot und Nachfrage orientiere. Das heißt: Es kommen in erster Linie jene Arbeitskräfte, die Aussicht beziehungsweise sogar eine Zusage für einen konkreten Arbeitsplatz haben. Die Befürchtung, dass viele Menschen nur wegen höherer Sozialleistungen in Länder wie Österreich oder Deutschland einwandern, hält Fassmann für übertrieben. „Wer kommt schon wegen einer Mindestsicherung – insbesondere, wenn man diese mit dem hohen Preisniveau in diesen Ländern vergleicht.“

Volkswirtschaftlich problematischer ist die Zuwanderung jedoch bei Fluchtwellen. Es entsteht eine ungesteuerte Migration ohne Auswahl. Hier ist, so Fassmann, „der Effekt deshalb nicht so positiv“. Es müsste zuerst in die Ankommenden investiert werden. Gemeint sind Integrationsmaßnahmen und Schulungen, um sie auf die besonderen Ansprüche des nationalen Arbeitsmarkts vorzubereiten.

Tageszeitung Die Presse
Public Engagement Activities

DOKeins: Que sera, sera! Hanno Settele sucht unsere Zukunft

Roman Bauer
2015-12-16

ORF Doku von Hanno Settele.
Kommentar von Ramon Bauer zur Zukunft der Religionen in Wien. 

ORF1
Expert Comment

Gesetze werden nicht von Gott geschickt

Heinz Faßmann
2015-12-08

Die Bringschuld der Zuwanderer sei größer als die Holschuld der Mehrheitsgesellschaft, sagt Heinz Faßmann. Und warnt vor einem „integrationspolitischen Eigentor“, wenn man Asylwerbern zu tolerant begegnet.

Die Presse: Was halten Sie davon, dass die AMS-Kompetenzchecks für Flüchtlinge nach Geschlechtern getrennt erfolgen?

Heinz Faßmann: Männer und Frauen bei Kompetenzchecks a priori zu trennen, halte ich nach innen und außen für höchst ungeschickt. Im Vordergrund sollten die beruflichen Merkmale stehen, nicht das Geschlecht.


Wie kommt man überhaupt auf diese Idee?

Möglicherweise gab es Signale von den Zugewanderten, die von den Verantwortlichen unreflektiert übernommen wurden. Gerade bei Kompetenzchecks könnte man aber in eine situative Praxis jene Botschaften verpacken, die man sonst nur abstrakt in Integrationskursen vermittelt.


Wie weit soll man Zuwanderern aus fremden Kulturen entgegenkommen? Wie geduldig muss man mit ihnen sein?

Diese Balance ist schwierig. Bei grundsätzlichen Aspekten sollte die Ungeduld mit Zuwanderern berechtigt sein. Bei der Genderfrage etwa wäre ich ungeduldig. Oder bei der Frage, welche Bedeutung Religion in unserer Gesellschaft besitzt, auch bei der Akzeptanz von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Gesetze werden im Parlament gemacht und nicht von Gott geschickt. Das ist zu akzeptieren, und zwar ohne Übergangsfrist. Außerdem sollten Konflikte aus Herkunftsländern nicht nach Österreich gebracht werden. Ich bin auch gegen einen Rechtspluralismus. Gewalt in der Familie, die kulturell legitimiert sein mag, ist in Österreich nicht adäquat. Bei anderen, den Alltag betreffenden Dingen hingegen sollten wir stärker auf die Menschen zugehen. Etwa bei der größeren Bedeutung eines Familienverbandes oder der Frage, wer in der Familie die Autorität besitzt.

Die letztgenannten Punkte sind doch harmlos. Wer sollte sich an der größeren Bedeutung eines Familienverbandes stören? Bei den zuvor genannten, sensiblen Punkten sind Sie also für eine harte Linie?

Ja, so ist es.

Ist Integration eine Bring- oder Holschuld?

Sowohl als auch, aber mit einem größeren Verantwortungsbereich bei den Zugewanderten. Das ergibt sich allein schon aufgrund der quantitativen Größenordnung der Aufnahmegesellschaft und der Zugewanderten. Beim Einfordern der Integration muss man bei Flüchtlingen wohl toleranter sein – wegen ihrer Kriegserlebnisse und Fluchtgeschichte.

 

Auch bei den, bleiben wir bei diesem Begriff, sensiblen Punkten?

Nein, bei diesen nicht. Das mag konservativ klingen, aber dieser Meinung bin ich. Die grundsätzlichen Werte sind einzuhalten, sonst schießt man sich ein integrationspolitisches Eigentor. Ein Infragestellen von gesellschaftlich Wichtigem würde die aufnehmende Gesellschaft als Rückschritt empfinden und darauf mit Ablehnung reagieren.


Bis Jahresende werden in Österreich rund 95.000 Asylanträge erwartet. Sollte das in den nächsten Jahren auch der Fall sein, kommen auf Österreich einige, sagen wir, Herausforderungen zu, oder?

Wenn das wirklich so weitergeht, müsste sich einiges ändern. So müsste etwa die Wohnbauleistung deutlich über jener der vergangenen Jahre liegen. Zudem wäre ein ordentliches Wirtschaftswachstum notwendig, damit Asylwerber Arbeit finden und nicht nur von der Mindestsicherung leben müssen.


Wie soll das gehen? Wohnraum ist schon knapp. Arbeitslose gibt es auch genug.

Da haben Sie recht. Das könnte zu großen Problemen führen. Denn selbst in den vergangenen Jahren gab es zu wenig Wachstum. In dieser Hinsicht würden sozialpolitische Verteilungsfragen, insbesondere die Mindestsicherung, akzentuiert werden.


Ganz zu schweigen von Ghettoisierung und Parallel- und Gegengesellschaften.

Eine Gleichverteilung der Asylberechtigten ist unwahrscheinlich. Syrische Flüchtlinge etwa würden dort hingehen, wo sich syrische Kriegsflüchtlinge einer Vorperiode bereits angesiedelt haben. Das würde eine Zeitlang zu einer verstärkten Fragmentierung führen. Ich bin kein Fan von Krisennomenklatur, aber ein Wachstum durch Flüchtlingszuwanderung in der Größenordnung von 2015 über mehrere Jahre hinweg wäre für unsere Gesellschaft krisenhaft.


Mit Folgen wie Radikalisierung?

Hier müssen wir auf die Integrationsprozesse, die deradikalisierend wirken, hoffen. Das Erlernen der Sprache, geregelte Arbeit etc. führen zur gesellschaftlichen Eingliederung. Menschen sehen, dass sie akzeptiert werden und dass etwas weitergeht. Das verhindert Radikalisierung, die immer auch etwas mit Abwertungsprozessen zu tun hat.

Das heißt, wir können nur hoffen, dass künftig weniger Flüchtlinge kommen?

Ich hoffe, dass das europäische Asylsystem über die Wintermonate, wenn weniger Flüchtlinge kommen, Tritt fassen kann. Dazu gehören das Outsourcing der Kontrolle in Richtung Türkei, die Kontrolle der Außengrenzen, Rückführungen und Vorasylprüfverfahren in den Hotspots vor Ort. Flüchtlinge sollten nicht ohne eine Chance auf Asyl quer durch Europa transportiert werden.


Befürworten Sie Asyl-Obergrenzen?

Nein. Wer Obergrenzen fordert, versteht die Genfer Flüchtlingskonvention nicht. Bei einer Grenze von vielleicht 100.000 Personen hat auch die 100.001. Person ein Recht auf Asyl. Obergrenzen könnten nur über kollektive Sicherungsverfahren realisiert werden, zum Beispiel über Resettlementprogramme, bei denen Asylwerber in den Herkunftsländern ausgesucht und nach Europa gebracht werden.


Der neue Integrationsplan, an dem Sie mitgearbeitet haben, sieht bei fehlender Integrationsbereitschaft eine Kürzung der Mindestsicherung vor. Warum gibt es darüber hinaus keine Strafen für Leute, die beispielsweise die Integration ihrer Kinder sabotieren?

Das muss man differenzieren. Die Mindestsicherung ist eine öffentliche Leistung. Der Steuerzahler kann eine Gegenleistung, wie etwa den Besuch eines Deutschkurses, erwarten. Wird diese Vereinbarung gebrochen, ist die Kürzung der Mindestsicherung legitim. Aber wie soll man sogenannte integrationsunwillige Eltern bestrafen, die sich in der Schule nicht an der Elternarbeit beteiligen? Wie kontrolliert man das? Oder wenn eine muslimische Frau einem Mann die Hand nicht geben will? Wer stellt das fest, wer bewertet die Gründe, wie soll das bestraft werden? Das ist alles nicht durchführbar.


Was ist mit Eltern, die ihre Kinder zu Außenseitern machen und ihre Zukunft gefährden, weil sie beispielsweise Schulschwänzen tolerieren oder sie nicht am Schwimmunterricht teilnehmen lassen? Haben diese Kinder kein Recht auf Schutz?

Um diese Eltern zu sanktionieren, steckt zu viel Liberalität in mir. Es gibt die Freiheit, den Kindern den sozialen Aufstieg zu ermöglichen. Es gibt aber auch die Freiheit, dies nicht zu wollen. Ansonsten ist man schnell bei einem totalitären Denken.


Und die Frau, die Männern nicht die Hand geben will: Was halten Sie von so jemandem, abgesehen von der Nichtexekutierbarkeit einer Sanktion?

Es ist absurd. Aber wenn es passiert, muss ich das zur Kenntnis nehmen. Ich will so etwas nicht normativ festlegen. Ein liberaler Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist sein Dilemma.

Tageszeitung Die Presse
Public Engagement Activities

Geringe Jobchancen für Flüchtlinge

Heinz Faßmann
2015-12-05

Flüchtlinge dürften geringere Qualifikationen als erwartet haben, viele verfügen über keinerlei Schulbildung. Deshalb werde die Arbeitsmarktintegration Jahre dauern, behauptet Integrationsforscher Heinz Faßmann.

An die 85.000 Flüchtlinge haben in diesem Jahr in Österreich um Asyl angesucht. Von diesen wird, so Expertenmeinungen, mindestens die Hälfte Asylstatus bekommen und demnach in Österreich bleiben - und im Idealfall auch arbeiten. Doch die Integration am heimischen Arbeitsmarkt dürfte weitaus schleppender verlaufen, als man bisher meinte. Das zumindest behauptet Heinz Faßmann, Migrations- und Integrationsforscher an der Uni Wien im ORF-Radio.

Nicht einmal Hilfsarbeiter

Man habe, sagt Faßmann, teilweise ein falsches Bild vom Ausbildungsgrad der Ankömmlinge. Während man vor allem bei Syrern erwartet habe, dass sie halbwegs gut ausgebildet seien, zeigten die ersten Qualifikationsprüfungen ein anderes Bild, erklärt der Experte. "Die ersten Auszählungen zeigen eher eine geringe Qualifikation", resümmiert Faßmann. Laut ihm haben nur zwei Drittel der syrischen Flüchtlinge überhaupt eine Schule besucht. Unter den afghanischen Ankömmlingen sollen es sogar weniger sein - viele seien nicht alphabetisiert. Syrer und Afghanen machen den Hauptanteil unter den Flüchtlingen aus. Faßmann warnt davor, dass man viele von ihnen wohl nicht einmal als Hilfsarbeiter einstellen  könne.

Daher müsse man sich darauf einstellen, dass die Arbeitsmarktintegration mehrere Jahre dauern werde. "Wir werden mit der Gruppe der 2015 gekommenen Asylwerbern sicherlich in den nächsten drei bis fünf Jahren etliche Maßnahmen setzen müssen, damit diese Arbeitsmarktintegration gelingt", sagt Faßmann. Bei manchen werde es wohl länger als fünf Jahre dauern. Sobald Asylwerber als Flüchtlinge anerkannt werden - was in der Regel nach einem halben Jahr passiert - haben sie freien Zugang zum Arbeitsmarkt.

Faßmann betont zudem, dass die Integration am Arbeitsmarkt wohl der zentrale Baustein in der Integration der Flüchtlinge sei. Wenn man daran scheitert, die Ankömmlinge in die Erwerbstätigkeit zu bringen, "drohen soziale Probleme", warnt der Experte.

Tageszeitung Kleine Zeitung
Public Engagement Activities

Flüchtlinge: Langjährige Arbeitsmarktintegration

Heinz Faßmann
2015-12-05

Die österreichische Wirtschaft braucht dringend Arbeitskräfte. Diese Nachfrage könnte von den Flüchtlingen abgedeckt werden, war zuletzt immer wieder aus der Wirtschaft zu hören. Gegen Jahresende steht nun fest, mit wie vielen Flüchtlingen tatsächlich zu rechnen ist. Laut Experten wird ihre Integration in den Arbeitsmarkt Jahre dauern.

"Bis zu 50.000 bleiben in Österreich"

Etwa 85.000 Menschen haben in Österreich in diesem Jahr um Asyl angesucht. Etwa die Hälfte davon wird bleiben, schätzt Heinz Faßmann von der Universität Wien, zuständig für Migrations- und Integrationsforschung: "In Österreich mögen es vielleicht 40. bis 50.000 werden, die dann tatsächlich anerkannte Flüchtlinge oder Flüchtlinge, die man aufgrund der Kriegsereignisse nicht zurückschicken kann, bleiben."

In Deutschland werden es weniger werden, sagt Faßmann, weil "dort viele aus West-Balkan kommen und das sind Personengruppen, die wenige oder fast gar keine Chancen auf Asyl haben." Das betrifft bis zu einem Viertel der Flüchtlinge in Deutschland.

Ausbildung: "Eher geringe Qualifikation"

Ein teilweise falsches Bild gab es bisher über die Ausbildung der Flüchtlinge. "Die ersten Qualifikationsauszählungen zeigen eher eine geringe Qualifikation." So verfügen nur zwei Drittel der Ankömmlinge aus Syrien über eine Primärschulausbildung. Bei den Afghanen sind es noch weniger, teilweise sind sie nicht einmal alphabetisiert. Somit sind viele nicht einmal als Hilfsarbeiter am Arbeitsmarkt unterzubringen, sagt Faßmann.

"Mehrjähriger Integrationsprozess"

Was die Schulungen betrifft, muss man sich wohl auf einen mehrjährigen Integrationsprozess einstellen, sagt Faßmann. "Wir werden mit der Gruppe der 2015 gekommenen Asylwerbern sicherlich in den nächsten drei bis fünf Jahren einiges an Maßnahmen setzen müssen, damit diese Arbeitsmarktintegration gelingt und bei manchen wird es auch noch länger dauern."

In Österreich werde man mit einigen hundert Millionen Euro für bedarfsorientierte Mindestsicherung rechnen müssen, sagt Faßmann: "Wir werden nicht jedes Jahr mit erheblichen Zuwanderungszahlen im Asylbereich fertig werden können." Gelingt es nicht, die Menschen in die Erwerbstätigkeit zu bringen, drohen soziale Probleme, warnt der Integrationsexperte.

Radio Ö1
Public Engagement Activities

Asyl: Kürzung von Sozialleistungen droht

Heinz Faßmann
2015-11-19

95.000 Asylwerber erwartet Österreich in diesem Jahr. Bis zu 50.000 von ihnen dürften Asyl- und Schutzberechtige werden. Der Integrationsplan, der heute vorgestellt wird, sieht für sie eine verpflichtende Sprach- und Werteschulung vor. Die Asylberechtigten müssen arbeitsbereit sein. Bisher nicht bekannt war, dass Verstöße mit Sanktionen bedroht werden.

Mindestsicherung um die Hälfte kürzen?

Acht Stunden Werteschulung - dieser Grundkurs für jeden Asylberechtigten wird bundesweit vom Integrationsfonds, ein Ableger des Außenamtes, vorbereitet. Der Kurs ist Pflicht. Es soll aber auch kombinierte Werte- und Sprachkurse geben. Wer das nicht durchläuft, wird bestraft. Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP): "Als Sanktion schlägt hier der Expertenrat für Integration vor, dass Sozialleistungen gekürzt werden können." 

Konkret geht es um die Mindestsicherung, sagt Kurz: "Die derzeitigen Regeln bei der Mindestsicherung sehen vor, dass die Mindestsicherung maximal zu 50 Prozent gekürzt werden kann. In dieser Größenordnung halten wir es auch für sinnvoll, wenn es eine Weigerung gibt, die Sprache zu erlernen." Wer die Kürzung anordnet, müsse noch mit dem Koalitionspartner besprochen werden, so Kurz. Dann entscheide natürlich die auszahlende Stelle darüber und "da braucht es die Vorinformation derer, die die Sprachkurse bzw. die Werteschulungen anbieten."

Faßmann: "Kann Gegenleistung verlangen"

Vorsitzender des Expertenrats, von dem der Vorschlag kommt, ist der Migrationsforscher Heinz Faßmann von der Universität Wien. Er verteidigt die Strafandrohung: "Wenn öffentliche Gelder, wenn Steuergelder für Sozialtransfers verwendet werden, dann kann man auch eine gewisse Gegenleistung verlangen." Die Kürzungen dürften aber nicht dazu führen, dass Menschen aus der Existenz herausfallen, "aber eine gewisse Gegenleistung kann man einmahnen."

Faßmann nennt den Erwerb der deutschen Sprache, die Bekenntnis zu den österreichischen Werten sowie den Einstieg in den Arbeitsmarkt und die Bereitschaft der Asylberechtigten dazu als die Säulen der Integrationspolitik. Die achtstündigen Wertekurse sieht der Experte nicht als Alibiaktion: "Ich hoffe nicht, dass die Menschen nur sitzen und die Ohren zumachen, sondern die Chance ergreifen, etwas von dem Land zu wissen, in das sie zugewandert sind. Ich wäre nicht ganz so pessimistisch."

Integrationsplan sieht 50 Punkte vor

Der vom Expertenrat vorgelegte Integrationsplan umfasst fünfzig Punkte, darunter sind auch Maßnahmen zur Integration in den Arbeitsmarkt. So sollen die Unis bei der Anerkennung von Teilstudien flexibel agieren.

Maßnahmen gibt es auch gegen Radikalisierung, etwa eine Art Nachsitzen am Nachmittag in der Schule bei auffällig radikalem Verhalten. Als Strafe ist hier Dienst an der Gemeinschaft angedacht.

Radio Ö1
Public Engagement Activities

Wie man Flüchtlinge vor einer Radikalisierung bewahrt

Heinz Faßmann
2015-11-17

Experten empfehlen, islamische Kindergärten zu kontrollieren und Asylberechtigte in Wertekursen zu unterrichten.

Wien. Wie sollen Flüchtlinge in Österreich integriert, wie können sie von Islamisten ferngehalten, wie kann eine Radikalisierung verhindert werden? Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, hat Integrationsminister Sebastian Kurz im Sommer bei Heinz Faßmann, dem Vorsitzenden des Integrations-Expertenrates im Ministerium, eine Handlungsanleitung für die Regierung in Auftrag gegeben. Mittlerweile hat die Faßmann-Gruppe ihre Arbeit beendet, am Donnerstag wird sie ihren Integrationsplan anhand von 50 Maßnahmen vorstellen. Das Kapitel „Werte und Kampf gegen Radikalisierung“ liegt der „Presse“ vor. Eine Vorab–Zusammenfassung:

• Die Experten empfehlen, Kinderbetreuungseinrichtungen als erste Bildungsinstitution zu betrachten, insbesondere für Flüchtlingskinder. Dort könnten die Grundwerte des Zusammenlebens vermittelt und der frühe Kontakt mit der Bildungssprache gefördert werden. Kinder, die nicht Deutsch können, sollten zwei Jahre lang einen Kindergarten besuchen müssen.

Wobei auch die Einrichtungen verpflichtet werden sollten, ihre Weltanschauung darzulegen, und zwar schon bei der Gründung. Nur so, meint der Integrationsrat, könne sichergestellt werden, dass alle Kindergärten die verfassungsrechtlich verankerten Werte auch mittragen. Hintergrund: Das Ministerium schätzt die Anzahl islamischer Kindergärten (bzw. Tagesgruppen) allein in Wien auf 150. Es gibt aber weder ein Register für islamische Pädagogen in Kindergärten noch Nachweise ihrer Qualifikationen und Sprachkenntnisse.

Erste Aufschlüsse erwartet sich Kurz Ende des Jahres, wenn eine – von ihm beauftragte – Studie der Uni Wien ausläuft. Darin werden ausgewählte Kindergärten und Kindergruppen in Wien untersucht. Der Fokus liegt vor allem auf den Inhalten, die dort vermittelt werden.


• An den Schulen sollte Politische Bildung als Pflichtfach eingeführt werden, um das österreichische Verständnis von Demokratie und Menschenrechten explizit zu vermitteln. Ethische Fragen sollten, wenn schon nicht im Religionsunterricht, dann – verpflichtend – im Fach Ethik unterrichtet werden. Für jene Schüler, die radikale oder rassistische Tendenzen zeigen, schlagen die Experten „pädagogische Interventionsmaßnahmen“ vor und denken dabei an Sanktionen, etwa Dienste für die Gemeinschaft, die am Nachmittag absolviert werden müssen.

• In Wertekursen sollten Asylberechtigten die Grundwerte des Zusammenlebens vermittelt werden, von der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen bis hin zu Umgangsformen. Man müsse ihnen klarmachen, „was die Gesellschaft von ihnen erwartet“, heißt es im Maßnahmenpapier.


• Außerdem sollte ein „Islam europäischer Prägung“ gefördert werden, ein Islam also, der im Einklang mit der Verfassung steht und die Lebenswelten der Muslime berücksichtigt. Wobei die Experten betonen, dass es den homogenen Islam ebenso wenig gebe wie die Muslime als homogene soziale Gruppe. In Österreich leben, gemessen an der Gesamtbevölkerung, sechs Prozent Muslime, mehr als die Hälfte davon sind Staatsbürger. Eine „innerislamische Debatte“ sei dringend nötig. Einen Beitrag dazu könnten etwa islamisch-theologische Professuren an den Universitäten leisten.

• Daneben müssten aber auch Organisationen mit islamistischem Hintergrund beobachtet werden, denn deren Ziel sei, Flüchtlinge für ihre Agenda anzuwerben.

Tageszeitung Die Presse
Public Engagement Activities

Ausländische Absolventen: Suchen, warten, Formulare

Heinz Faßmann
2015-11-17

Internationale Potenziale brauche der Arbeitsmarkt, hört man von allen Seiten. Studierende berichten indes von zahlreichen Hindernissen Warum eine Podiumsdiskussion nicht gleich mit ein bisschen Feldforschung starten? Heinz Fassmann, Vizerektor für Forschung und Internationales an der Uni Wien, möchte gern wissen, wie viele der über hundert Zuhörerinnen und Zuhörer denn aus Österreich kommen. Vereinzelt gehen ein paar Hände in die Höhe. Auch bei der Frage nach EU-Nachbarn melden sich nicht viele. Denn der Großteil des Publikums kommt aus sogenannten Drittstaaten, wie die vielen Handzeichen zeigen. Später wird das auch an den Fragen an die Podiumsgäste deutlich, aber der Reihe nach. foto: urban "Internationale Potenziale willkommen am Arbeitsmarkt" lautet das Motto des vom Karriereservice der Uni Wien – Uniport – organisierten Abends in der vollen Sky Lounge am Oskar-Morgenstern-Platz, wo sich seit zwei Jahren die Fakultäten für Mathe und Wirtschaft befinden. Die Diskussion ist zugleich Auftaktveranstaltung für ein neues Bewerbungstraining für internationale Studierende. "In unserer Karriereberatung haben wir oft gesehen, dass sich internationale Absolventen mit den kulturellen Eigenheiten des österreichischen Arbeitsmarktes schwertun", sagt Sarah Kohlmaier, die das Seminar Anfang Dezember leiten wird. Da war zum Beispiel die Koreanerin, die beim Bewerbungsgespräch das Glas Wasser ablehnte und Blickkontakt mied. "Nicht aus Desinteresse oder Zurückhaltung, sondern aus Respekt", erzählt die Karriereberaterin. Das Bewerbungsseminar soll dem entgegenwirken, aber auch über rechtliche Regelungen Klarheit schaffen. Migration als Chance Die Gäste am Podium – neben Vizerektor Fassmann, Margit Kreuzhuber, Beauftragte für Migration und Integration bei der Wirtschaftskammer Österreich, dem Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt und Integration bei der Arbeiterkammer Wien, Josef Wallner und Katarina Pavlovic, Studierende der Ernährungswissenschaft – sollten einerseits darauf eingehen, warum Migration eine Chance für den österreichischen Arbeitsmarkt bietet. Andererseits galt es auch, eine Diskrepanz zu diskutieren: Obwohl nämlich ausländische Studierende an österreichischen Hochschulen einen großen Anteil ausmachen – rund ein Viertel aller Studierender –, bleiben nach Abschluss nicht sehr viele da. Zu den Verbleibsraten gibt es zwar sehr unterschiedliche Zahlen und es kommt dabei auch stark auf Herkunftsland und Studium an, aber Vizerektor Fassmann macht klar: "Es sollten viel mehr bleiben." grafik: der standard Schließlich sei der Verbleib gewissermaßen auch ein "Return on Investment": Das Studium wurde von österreichischen Steuerzahlern zu einem Großteil finanziert. Kreuzhuber zitiert eine Studie, der zufolge allein schon durch die Konsumausgaben positive Effekte entstehen. Und außerdem, merkt Wallner an, kann der österreichische Arbeitsmarkt von mehr Diversität nur profitieren. Man denke an die Kontakte, die dann in die Herkunftsländer geknüpft werden könnten, die sprachlichen Benefits und vieles mehr. Warum viele Österreich verlassen Warum dennoch viele internationale Absolventen Österreich den Rücken kehren – mit dem Abschlusszeugnis im Gepäck –, will Moderatorin Lara Hagen (DER STANDARD) wissen. Die Antwort bekommt das Podium aus den zahlreichen Publikumsmeldungen und -Fragen. Viele Studierende und Absolventen berichten dabei von ihren Erlebnissen mit den Behörden, von für sie nicht nachvollziehbaren Regeln und Entscheidungen. Weniger die eingangs erwähnten kulturellen Eigenheiten, als vielmehr die rechtlichen Einschränkungen machen vielen im Saal den Einstieg in den Arbeitsmarkt schwer, erhält man den Eindruck. foto: apa/dpa-zentralbild/jan woitas Vor allem bei der Rot-Weiß-Rot-Karte gebe es viel Aufholbedarf, sind sich Fassmann, Kreuzhuber und Wallner sicher. Sie sprechen etwa an, dass nur Absolventen eines in Österreich absolvierten Master- oder Diplomstudiums mit einem Job und entsprechendem Gehalt die Karte beantragen können, nicht aber Absolventen eines Doktoratsstudiums. Die sechsmonatige Frist, die man Drittstaatsangehörigen mit Abschluss für die Jobsuche Zeit gibt, sei außerdem zu kurz. Einerseits weil man wisse, dass es auch bei heimischen Absolventen einige Monate dauere, bis sie den ersten Vertrag unterschreiben, sagt Fassmann, andererseits, weil die Beantragung der Karte für Unternehmen zeitaufwendig sei und viele Nerven koste, sagt Kreuzhuber. Verbesserungen absehbar Dass der Eindruck entstehe, dass man "diese Leute eigentlich gar nicht am Arbeitsmarkt haben will und sie über die Bürokratie vertreibt", wie jemand im Publikum anmerkt, wollen die Experten nicht gelten lassen. "Außerdem glaube ich wirklich, dass sich in Zukunft einiges verbessern wird", sagt Wallner. Auch sie habe schon mit Vorurteilen zu kämpfen gehabt, sagt Pavlovic, die in Österreich geboren wurde, aber die mazedonische Staatsbürgerschaft besitzt. Sie wird im Dezember am Bewerbungstraining teilnehmen und erhofft sich nützliche Tipps. "Ich habe großen Respekt vor allen, die in jungen Jahren hierhergekommen sind. Das hätte ich mich nicht getraut. Ihr seid hier, weil ihr etwas gut machen – und nicht andere verdrängen wollt. Ich glaube, hier sollte ein Umdenken stattfinden.

Tageszeitung Der Standard
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03.04.2019
 

Wenn das Land mit den meisten Muslimen wählt

Gastkommentar von Gunnar Stange in der Wiener Zeitung